Die Gedanken sind frei?!
Im Kleinkindalter sind unsere wichtigsten Lernvorbilder vor allem die Eltern. Später beeinflussen auch Lehrer, Freunde, Lebenspartner und die Gesellschaft als Ganzes unsere Entwicklung. Und wir lernen hauptsächlich durch Nachahmung. Häufiges Wiederholen verwandelt das neu Gelernte teilweise zu festen Gewohnheiten, zu Automatismen, wie z.B. das Radfahren. Einmal gelernt, müssen wir nicht mehr darüber nachdenken, wie es geht. Neben den individuellen Verhaltensmustern entwickelt jeder Mensch auch feste Denkstrukturen und Glaubenssätze.
Die Gedanken sind eben nicht so frei, wie wir denken, sondern durch die persönliche Prägung in ihrer Grundkomposition schon angelegt. Als Beispiel überzeugt die unterschiedliche Bewertung eines Glases, das zur Hälfte mit Wasser oder Wein gefüllt ist. Für den Einen ist das Glas noch halbvoll, für den Anderen ist das Glas leider schon halbleer. Hier trennt sich der Optimist vom Pessimisten.
Verhaltensänderungen sind keine einfache Aufgabe. Und je älter wir werden, desto schwerer fällt es uns, unser Verhalten einfach so zu verändern. Ein altes Sprichwort bringt es etwas zu brutal auf den Punkt: “Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!”
Dagegen spricht zum Glück die wissenschaftliche Erkenntnis, dass lebenslanges Lernen durchaus möglich ist – allerdings ist es nie mehr so spielend einfach, wie in der Kindheit.