Vererbung oder Umwelteinflüsse?
Unser Verhalten ist abhängig von unserer ganz persönlichen Prägung im Laufe des Lebens. Das Ergebnis dieser Prägung, die besonders stark in der frühen Kindheit erfolgt, wird ganz allgemein als Persönlichkeit bezeichnet. Und die so entstandene Persönlichkeit setzt sich zusammen aus vererbten Genen der Eltern und aus verschiedenen Einflüssen, die aus der Umwelt stammen, wie z.B. unsere Erziehung, der Kulturkreis in dem wir leben und die Lebensbedingungen, mit denen wir zurecht-kommen müssen. Wie groß der jeweilige Anteil von Erbe und Umwelt an der Persönlichkeitsentwicklung der Menschen ist, darüber streiten sich die Wissenschaftler bis heute. Gesichert dagegen ist die Erkenntnis, dass sich die Entwicklung des Individuums im ständigen Zusammenspiel von Genen und Umweltbedingungen vollzieht.
Die Gedanken sind frei?!
Im Kleinkindalter stehen uns als wichtigste Lernvorbilder vor allem die Eltern zur Verfügung. Später beeinflussen auch Lehrer, Freunde, Lebenspartner und die Gesellschaft als Ganzes unsere Entwicklung. Und wir lernen hauptsächlich durch Nachahmung. Häufiges Wiederholen verwandelt das neu Gelernte teilweise zu festen Gewohnheiten, zu Automatismen, wie z.B. das Radfahren. Einmal gelernt, müssen wir nicht mehr darüber nachdenken, wie es geht. Neben den individuellen Verhaltensmustern entwickelt jeder Mensch auch feste Denkstrukturen.
Die Gedanken sind eben nicht so frei, wie wir denken, sondern durch die persönliche Prägung in ihrer Grundkomposition angelegt. Als Beispiel überzeugt die unterschiedliche Bewertung eines Glases, das zur Hälfte mit Wasser oder Wein gefüllt ist. Für den Einen ist das Glas noch halb-voll, für den Anderen ist das Glas leider schon halbleer. Hier trennt sich der Optimist vom Pessimisten.
Verhaltensänderungen sind deshalb keine einfache Aufgabe. Und je älter wir werden, desto schwerer fällt es uns, unser Verhalten einfach so zu verändern. Ein altes Sprichwort bringt es etwas zu brutal auf den Punkt: “Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!”
Dagegen spricht zum Glück die wissenschaftliche Erkenntnis, dass lebenslanges Lernen durchaus möglich ist – allerdings ist es nie mehr so spielend einfach, wie in der Kindheit.