So kann Ihr 2022 gelingen

Sportlicher werden, achtsamer sein, mehr sparen? Fast jeder hat sich fürs neue Jahr etwas vorgenommen. Falls Ihnen ein Ansatz fehlt: Wir haben Düsseldorfer Experten gefragt, was man dieses Jahr für sich tun kann. Hier die Ideen.

VON NICOLE LANGE UND BRIGITTE PAVETIC – Rheinische Post

DÜSSELDORF Gegen eine gesunde Optimierung ist sicher nichts ein- zuwenden, und seine Träume erfüllen, sollte eigentlich jeder. Der Weg dorthin ist nicht so kompliziert, wie manch einer meinen mag. Das sagen Kenner ihrer jeweiligen Branche.

Immobilien

Für die Architektur-Unternehmerinnen Ana Vollenbroich und Annelen Schmidt von Nidus kristallisiert sich zunehmend heraus, wie sehr sich die Bedürfnisse in den vergangenen zwei Jahren veränderten. „Die Menschen halten sich immer mehr draußen auf, setzen auf Quartiere inklusive der netten Nach- barschaft, durch Homeoffice weitete sich das Wohnen zu Hause aus“, sagt Schmidt. Auch vor diesem Hintergrund ist dieser Stadtteil für das Duo besonders vielversprechend: Gerresheim. Der Stadtteil liege noch sehr zentral, der Grafenberger Wald sei nahe, besondere Projekte ent- stünden dort – allen voran das Glasmacherviertel. Im Fokus haben die Unternehmerinnen, die seit Kurzem auch eine Galerie betreiben, ebenfalls Benrath und Kaiserswerth. „Wir glauben, dass der Hype in den beiden Stadtteilen noch lange nicht vorbei ist. Gerade für Familien sind das ideale Standorte mit noch viel Unentdecktem“, sagt Vollenbroich.

Ernährung

Die Ärztin Mareike Awe ist auch spezialisierte Ernährungsmedizinerin. Sie rät vor allem dazu, keine Crash-Diäten zu machen oder gegen seinen eigenen Körper zu kämpfen. „Sie sollten mit ihrem Körper zusammenarbeiten.“ Dafür gibt es einfache Grundsätze, die auch die Basis sind in ihrem Unternehmen Intueat: „Iss erst, wenn du körperlich hungrig ist, nicht zu bestimmten Essenszeiten. Nach 18 Uhr nichts zu essen etwa, ist Quatsch. Wähle das, was dir schmeckt und guttut, ein Salat ohne Dressing oder Beilagen zum Beispiel kann unzufrieden machen.“ Awe rät außerdem: „Man sollte essen, was angenehm sättigt. Das Essen sollte Energie geben. Iss achtsam und bewusst: Jeder kennt die Popcorn-Tüte vor dem TV, man sollte das Essen zu einer Tätigkeit machen – und bei angenehmer Sättigung aufhören.“ Der Körper wisse schon, wann genug sei. Folgenschwer seien Erziehung oder schmerzhafte Erfahrungen: „Durch Vernachlässigung der Eltern etwa kann versucht wer- den, Schmerz durch Essen zu kompensieren. Daher verwenden wir 90 Prozent der Arbeitszeit in unserem Unternehmen auf mentales Training, um zu positivem Denken zu ermuntern oder emotionale Wunden zu heilen.“

Karriere

„Der persönliche Wunsch der Weiterentwicklung ist das A und O“, sagt Angela Babel, Coach für Persönlichkeitsentwicklung und Karriere. „Das bringt dich dazu, dass du dich auf den Weg machst. Das bedeutet, mir erst einmal Klarheit darüber zu verschaffen, was für ein Ziel ich 2022 habe.“ Sie weiß: „Menschen, die ihre Ziele benennen und nach außen signalisieren können, sind anderen gegenüber im Vorteil. Das heißt ganz konkret: Ich möchte Position X zum Termin Y erreichen.“ Helfen kann die Smart-Formel: Das s steht für spezifisch, m für messbar, a für angemessen, r für relevant und t für terminiert. „Im nächsten Schritt findet man heraus, was man zu bie- ten hat, was meine Kernkompetenzen und Stärken sind, und was mich einzigartig macht.
Auch das sind Fragen, die man sich stellen sollte: Was muss ich noch lernen? Was will ich der Welt zeigen?“ Komplettiert wird das Ganze durch das Entwerfen einer Strategie. Die Frage: „Wie bereite ich Kompetenzen so auf, dass ein klares Profil von mir entsteht? Hier zählt sehr, mich selbst zu überprüfen – mein Auftreten und Bewerbungsunterlagen.“ Babel, die gerade beim internationalen Speaker Slam in Mastershausen mit einem Award ausgezeichnet wurde, wird es nicht müde, die Bedeutung des Netzwerkens hochzuhalten – „im Unternehmen und auch nach außen“.

Finanzen

Auch einer, der mit viel Geld zu tun hat, kann die Dinge anders betrachten. „Das Jahr 2022 steht im chinesischen Horoskop im Zeichen des blauen Wassertigers. Der Mythologie nach sind im neuen Jahr Charaktereigenschaften wie Mut, Durchsetzungskraft und Flexibilität gefragt“, sagt der Leiter Wealth Management bei der Commerzbank, Rainer Richter: „Wer sie beherzigt, kann in diesem Jahr bei den Geldanlagen eine glückliche Hand haben.“ Die Inflation koste angesichts der niedrigen Zinsen für Tagesgeld und Sparbuch zunehmend Kaufkraft.
So betont der Experte, dass man schon mit kleinen Summen (ab 25 Euro im Monat) per Wertpapier- sparplan einen Grundstein legen könne. Weiter auf seiner Liste: offene Immobilienfonds oder nachhaltige Fonds. „Aktien bleiben ebenfalls langfristig ein essentieller Anlagebaustein. Kurzfristig braucht es allerdings ein etwas robusteres Nervenkostüm, da die Schwankungen zunehmen dürften“, sagt er. Bei Risikoabwägung und Anlageziel gelte: „Die Mischung macht’s im Depot; und ein ordentliches Rücklagenpolster für unerwartete Ausgaben sollte auch vorhanden sein.“ Für eine konkrete Risikoeinschätzung sollten Anleger sich vor einer Investition umfassend beraten lassen.

Psychologie

„Neue Gewohnheiten lassen sich leichter etablieren als alte eliminieren“, sagt die Diplom-Psychologin Gabriele Birnstein. Ganz wichtig: Prioritäten setzen. Was ist mir wirklich wichtig? Und nicht alle Vorsätze auf einmal umsetzen wollen. „Das geht schief.“ Birnstein weiß: „Bis eine Gewohnheit stabil ist, dauert es bis zu drei Monate, beim Essverhalten bis zu drei Jahren.“ Ein praktischer Tipp: „Wenn ich aufstehe und die Laufschuhe stehen schon direkt am Bett, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich morgens joggen gehe, höher. Durch regelmäßiges Laufen entsteht Routine, und die Belohnung ist: Nach dem Sport fühlt man sich immer gut.“ Idealerweise über- denkt man auch seine Beziehungen. „Räumen Sie im Freundeskreis et- was auf, fragen Sie sich: Wer tut mir gut, wer nicht? Die Energiestaubsauger aussortieren!“ Alternativlos, auch wenn es ein „ausgelatschter Schuh“ ist: „Seien Sie optimistisch, denken Sie positiv, das muss man üben. Ohne das funktioniert auch Resilienz, unsere seelische Widerstandskraft, nicht.“ Und besonders wichtig: „Niemals aufgeben, denn jeder Tag ist eine Premiere.“

Fitness

Unternehmer und Personal Trainer Marc Jonen (Jonen Sports) sagt klar: „Bewegung ist gerade in Zeiten von Homeoffice essenziell. Die Menschen sollten also gezielt Bewegungs-Pausen einbauen im Alltag – gerade im Hinblick auf ihre körperliche Inaktivität.“ Der Trick: Trainingstermine gehören fest in den Wochenplan. „Dann haben die Priorität und werden in der Regel umgesetzt.“ Besonders der Muskelaufbau ist enorm wichtig. „Wenn die Belastung fehlt, dann entwickelt sich der Muskel zurück. Man muss also was tun, zwei Mal die Woche ein gezieltes Kräftigungstraining. Das Verhältnis von Muskelaufbau und gezieltem Ausdauertraining sollte 2:1 sein.“ Dann sollte man auf eine verstärkte Eiweisszufuhr achten, und dass man versucht, die Kohlenhydrate und Fette möglichst gering zu halten. „Raus in die Natur, das hilft schon sehr! Raus an die frische Luft, spazieren gehen, anfangen, leicht zu laufen, ein Wechsel zwischen Laufen und Gehen, und man sollte versuchen, aus dem Trott zu Hause rauszukommen, raus aus gewohntem Umfeld. Das ist auch psychologisch entspannend“, sagt Marc Jonen.

Zeitungsartikel lesen (PDF)