„Wir wollen uns ja nicht in Eure Ehe einmischen, aber …!“ Na klar, die ungebetenen Ratschläge der lieben Schwiegereltern sind immer nur gut gemeint und in kleiner Dosierung richten sie sicher auch keinen großen Schaden an. Zumindest nicht, wenn sich die Eheleute darüber einig sind, was sie von ihren Eltern zu halten haben. Sind die Liebenden allerdings unsicher in ihrem Tun, dann können die Tipps der Eltern die junge Beziehung wie Viren befallen und bisweilen sogar nachhaltig vernichten.
Scheidungsgrund Schwiegereltern? Nach Schätzungen erliegt jede achte Ehe dieser Konstellation. Das muss nicht sein und der Trend ist auch eher wieder rückläufig, da Schwiegereltern heute jünger, moderner und toleranter sind als früher. So belegen neuere Studien, dass 67% aller Verheirateten mit den Schwiegereltern durchaus gut zurechtkommen.
Aber was ist mit dem Rest? Wie können sie verhindern, dass die Altvorderen ihr Privatleben erobern und sich im Leben ihrer erwachsenen Kinder einnisten? Die wichtigste Regel lautet hier: Wehret den Anfängen! Zu Beginn einer neuen Liebe will man den Eltern des geliebten Partners unbedingt gefallen und freut sich über die erste Einladung in den intimen Familienkreis. Jeder präsentiert sich von seiner besten Seite und wenn nicht, dann wird das erste Blinddate trotzdem tapfer durchgestanden.
Diese Toleranz ist nicht unerschöpflich, aber die anfängliche Verklärung der neuen Verwandten weicht meistens etwas zu spät einem kalten Realismus, der auch die eigene Beziehung abkühlen kann. Und das geschieht immer dann, wenn die gegenseitigen Familiengrenzen nicht rechtzeitig und vor allem richtig abgesteckt wurden. Denn die wirkliche Abnabelung von Mutter und Vater geschieht nicht zwangsläufig mit dem Auszug aus dem Elternhaus, sondern erst mit der emotionalen Loslösung von ihnen.
Für die Eltern bleibt man lebenslänglich die kleine Tochter oder der große Sohn. Die Trennung muss aktiv und von den erwachsenen Kindern aus erfolgen, denn der Einfluss der Eltern hat einen wirklich langen Arm und greift auch gern und ungefragt in die Erziehung der Enkel mit ein. Häufige Besuche und Einladungen zu Beginn können diese Gefahr erst heraufbeschwören. Natürlich ist es toll, wenn Oma und Opa auf die lieben Kleinen aufpassen, aber damit gewinnen sie auch an Einfluss und steuern manchmal über ihre Enkelkinder das Eheleben ihrer Kinder. Verwöhnt von den Großeltern wollen diese viel Zeit mit ihnen verbringen und wer kann bettelnden Kinderaugen schon widerstehen.
Einmal eingefahrene Gewohnheiten, wie regelmäßige Weihnachtsbesuche oder Geburtstagsfeiern lassen sich auch nicht einfach absagen, ohne damit eine Kriegserklärung zu provozieren. Und lange angestauter Ärger der Eheleute entlädt sich in gegenseitigen Vorwürfen: „Warum müssen wir Heiligabend eigentlich immer bei Deinen Eltern verbringen?“ „Die Kinder sind nun mal lieber bei meinen Eltern!“ Dieser Stellvertreterkrieg bringt außer unnötigen Verletzungen nichts ein. Die wichtigste Regel lautet deshalb: Ich lebe mit meinem Partner, meiner Partnerin und unseren Kindern als Familie zusammen und nicht mit meinen Eltern oder Schwiegereltern. Oberste Priorität hat mein Partner. Wir entscheiden gemeinsam, erst dann kommen die Eltern zu Wort – wenn überhaupt.
Gewarnt sei auch vor großen Geschenken der Eltern, wie zum Beispiel einem Auto oder einem Eigenheim. Diese verlockenden Angebote tragen häufig ein unsichtbares Preisschild auf dem ganz groß „ständige Dankbarkeit und Gehorsam“ steht. Auch ein gemeinsamer Urlaub kann zur familiären Katastrophe ausarten, weil man sich im engen Miteinander der Generationen meist besser kennen lernt als allen Beteiligten wirklich lieb ist. Nur mit der richtigen Dosierung der Kontakte und Besuche bleibt auch der gegenseitige Respekt erhalten.